Mittwoch, 30. Januar 2013

Warum ich kein Femminist sein kann

Mein Beitrag zur Brüderledebatte

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Warum ich kein Feminist sein kann


Erstens was wär ich für ein Mann?
Ich stell mich doch nicht hinten an
Zweitens meine Mutter wollt das schon
doch sieh, ich bin mehr als nur ihr Sohn

Denn drittens war mein Vater keiner
und wenn doch dann eben ein ganz kleiner
Denn will ich Gleichheit? Ja natürlich
doch reden die mir zu ausführlich
was viertens ich verändern muss
nun ist mir "Gendern" ein Verdruss

So brauch ich für mein täglich' Kampf
Und dafür meiner Frau recht Dank
Kaffee ans Bett und redlich Mampf
Ich krieg das nicht alleine hin
drum fehlt hier auch der Fünfte Sinn

Sechstens meine Stelle wackelt schon
und eine Frau, oh welch ein Hohn
betritt den Markt als Konkurrenz
da wird mir bange um den Lohn
ich seh siebtens schon die Kollegen mich fragen
ob ich sie noch stütze oder nur untergrabe

Und klar schwächt auch uns diese uralte Spaltung
und ändern soll das, so habt ihr's gedacht
doch ausgerechnet meine ureigne Haltung
Na denne wünsch ich euch allen gut Nacht

Was kann ich Achtens denn auch bewegen
das ist der Kampf der Frauen eben
Neuntens, ich geb's zu, ich bin stinkend faul
und keiner war besser nicht Ché und nicht Raul

Ihr seht ich meins gut
das könnt ihr mir glauben
ich versteh eure Wut
doch ihr müsst erlauben
dass wir Männer auch unsere Vorteile sehn
und da haben wir gleich noch Grund Nr. Zehn

Dienstag, 29. Januar 2013



Ich bin dein Fan!

Wie klingt der Rap im Pott?
Wer 2013 solche Fragen stellt der weiß nicht wie Rap klingt. Die Zeiten in denen Gegenden oder Städte ganze Klangschulen ausgemacht haben, sind längst vorbei und der Pott wird von niemanden regiert. Man versuche zB einen Favorite mit PA Sports zu vergleichen. Es gibt keine Schulen mehr, höchstens in Imagezusammenhängen: Wir haben die atzigen Spaßmacher, die gefährlichen Großkriminellen, die newschooligen Sessiongänger, die marginalisierten Gewaltverbrecher und noch dies und das.
Meltingpottattitüde mit chilligen Beats aus NY einfachen Reimen und viel Grafitti?
"Bitch die 90er sind vorbei!" Oder auch nicht. Es gibt da einen kleinen Rapper der Widerstand leistet gegen den Gewaltzwang der Nullziger und den Varifizierungszwang der Zehnerjahre. Representen bis der Kumpel mit dem Pilsken ums Eck schaut, selber Props geben, den Stress den Hools überlassen. Die Maloche thematisieren nicht das Dealen. Sich selber nicht überstilisieren sondern das große gemeinsame finden (und sei es das schwarz-gelbe Missgeschick oder die Abgrenzung zu den Westhernern). AlfonsMC bietet sein Interludium als Zwischenspiel frei zugänglich auf soundcloud und mediafire an. Und wir sollten es hören, denn es sind die Tracks, die es zwar nicht auf Album (VÖ: irgendwann!) geschafft haben noch auf alten Festplatten versauern sollten. Also bunte Mische mit gelungenem Liebeslied, Drogenreflektion und Stadthymne mit mäßiger Hook aber der Beat aus der Kategorie Schlager for Rap überzeugt doch zum Kopfnicken.
Besonderer Anspieltipp: Das Geburtstagslied für unsere geliebte Republik aus dem Jahr 2009. Für alle die richtig Spaß an ihrer Heimat haben und finden es sei endlich mal an der Zeit nach vorne zu schauen und damit meinen die Augen zu machen zu dürfen.

Montag, 28. Januar 2013

Über das Mädchen vom Land mit der Hand in ihrem Schlüpfer

Der Film "Mach mich an, verdammt"


"Die 15-jährige Alma hat nur eines im Kopf: Sex. Überbordende Hormone in einem Kaff, irgendwo in Norwegen. Um das geht es in der norwegischen Komödie «Turn me on, goddammit». "1
Das sehe ich anders. Sicherlich spielt die Sexualität der Protagonistin eine herausragende Rolle in der coming of age story mit doch eher wenigen komischen Elementen. Doch den wahren Fame verdient sich die Regisseurin Jannicke Systad Jacobsen durch das Aufzeigen, wie der Rest der Gesellschaft mit Alma und ihren Bedürfnissen umgeht.



Der Film suggestiert eine Normalität der sexuellen Wünsche der Protagonistin und stellt diese nicht in Zweifel. Das Zweifeln übernehmen ihre Mutter, ihre Freundinnen und Klassenkameradinnen sowie Artur, der Junge in den Alma verliebt ist, bzw. mit dem sie sich erotische Kontakte wünscht. Zu erst kommt er ihr auch entgegen: Auf einer Party stupst er sein erigiertes Glied an ihr Becken, die beiden wissen nicht genau wie mit der Situation umzugehen ist. Es ist nicht diese ungewöhnliche Handlung welche der Film skandalisiert, sondern Alma gefällt die Handlung sogar. Als sie ihren Freundinnen davon erzählt strahlt sie, doch eine Freundin ist eifersüchtig und behauptet, dass sie Lüge. Als sie es in der Jugend der Dorfgemeinde weitererzählt leugnet Artur die Aktion. Dadurch wird Alma zur Lügnerin und zum Freak die sich mit so Sexdingen in den Vordergrund spielen will. Ihre Umgebung bietet ihr also kein Klima offen und ehrlich über Sex zu reden, sondern brandmarkt sie als Außenseiterin.
Ähnliche Ausgrenzungs- und Abschottungsmechanismen fahren die Mutter welche sich weigert das Wort "Sexhotline" in den Mund zu nehmen, oder ihr Arbeitgeber der nicht darauf klar kommt, dass sich Alma für Pornos interessiert.
Ein bisschen schwach ist leider die Auflösung der Thematik; ein Besuch in der Weltstadt Oslo lässt darauf hoffen, dass beim Studium alles besser wird und das unmittelbare Happyend in ihrer Schule wirkt auch ein eher wie am Reißbrett konzipiert als wie aus dem wahren Leben gegriffen. Besonders schön dagegen ist die Beschaffenheit der Nebenstory welche heranwachsenden Mut, Unabhängigkeit und politisches Engagement thematisiert und nebenbei, ohne die Hauptthematik zu relativieren, betont, dass auch Jungs (oder junge Männer) mit Erwartungen zu kämpfen haben, denen sie nicht immer gerecht werden können.

Ein sehr schöner, kurzweiliger Film, der wohl eher geneigt ist überhaupt ein pro sexuelles Feministisches Bewusstsein zu wecken als auf bereits vorhandene universitäre Diskurse anzuknüpfen. Der Film ist jedoch zur Zeit nur auf norwegisch mit englischen Untertiteln zu sehen und wird deshalb vielen deutschen Kids aus der entsprechenden Altersgruppe (ab 12) wohl doch eher schwer zugänglich sein.


1http://www.virus.ch/Blogs/Jerome/Film-der-Woche-Turn-me-on-goddammit