Montag, 28. Januar 2013

Über das Mädchen vom Land mit der Hand in ihrem Schlüpfer

Der Film "Mach mich an, verdammt"


"Die 15-jährige Alma hat nur eines im Kopf: Sex. Überbordende Hormone in einem Kaff, irgendwo in Norwegen. Um das geht es in der norwegischen Komödie «Turn me on, goddammit». "1
Das sehe ich anders. Sicherlich spielt die Sexualität der Protagonistin eine herausragende Rolle in der coming of age story mit doch eher wenigen komischen Elementen. Doch den wahren Fame verdient sich die Regisseurin Jannicke Systad Jacobsen durch das Aufzeigen, wie der Rest der Gesellschaft mit Alma und ihren Bedürfnissen umgeht.



Der Film suggestiert eine Normalität der sexuellen Wünsche der Protagonistin und stellt diese nicht in Zweifel. Das Zweifeln übernehmen ihre Mutter, ihre Freundinnen und Klassenkameradinnen sowie Artur, der Junge in den Alma verliebt ist, bzw. mit dem sie sich erotische Kontakte wünscht. Zu erst kommt er ihr auch entgegen: Auf einer Party stupst er sein erigiertes Glied an ihr Becken, die beiden wissen nicht genau wie mit der Situation umzugehen ist. Es ist nicht diese ungewöhnliche Handlung welche der Film skandalisiert, sondern Alma gefällt die Handlung sogar. Als sie ihren Freundinnen davon erzählt strahlt sie, doch eine Freundin ist eifersüchtig und behauptet, dass sie Lüge. Als sie es in der Jugend der Dorfgemeinde weitererzählt leugnet Artur die Aktion. Dadurch wird Alma zur Lügnerin und zum Freak die sich mit so Sexdingen in den Vordergrund spielen will. Ihre Umgebung bietet ihr also kein Klima offen und ehrlich über Sex zu reden, sondern brandmarkt sie als Außenseiterin.
Ähnliche Ausgrenzungs- und Abschottungsmechanismen fahren die Mutter welche sich weigert das Wort "Sexhotline" in den Mund zu nehmen, oder ihr Arbeitgeber der nicht darauf klar kommt, dass sich Alma für Pornos interessiert.
Ein bisschen schwach ist leider die Auflösung der Thematik; ein Besuch in der Weltstadt Oslo lässt darauf hoffen, dass beim Studium alles besser wird und das unmittelbare Happyend in ihrer Schule wirkt auch ein eher wie am Reißbrett konzipiert als wie aus dem wahren Leben gegriffen. Besonders schön dagegen ist die Beschaffenheit der Nebenstory welche heranwachsenden Mut, Unabhängigkeit und politisches Engagement thematisiert und nebenbei, ohne die Hauptthematik zu relativieren, betont, dass auch Jungs (oder junge Männer) mit Erwartungen zu kämpfen haben, denen sie nicht immer gerecht werden können.

Ein sehr schöner, kurzweiliger Film, der wohl eher geneigt ist überhaupt ein pro sexuelles Feministisches Bewusstsein zu wecken als auf bereits vorhandene universitäre Diskurse anzuknüpfen. Der Film ist jedoch zur Zeit nur auf norwegisch mit englischen Untertiteln zu sehen und wird deshalb vielen deutschen Kids aus der entsprechenden Altersgruppe (ab 12) wohl doch eher schwer zugänglich sein.


1http://www.virus.ch/Blogs/Jerome/Film-der-Woche-Turn-me-on-goddammit

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